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der Gottsleichnamsaltar und der Lettner-) weggeschafft
wurden, sich schon im XVI. Jahrhunderte auch auf
den Hochaltar erstreckten, so daß er durch einen neuen
ersetzt wurde, weiß ich nicht. Denkbar immerhin Ware
es ja, daß man eine neue Darstellung in das Retabel
gemacht hätte, da der alte Namen St. Stephan unge
fähr seit 1463 aufznlcbcn begann. Vollständig Recht
wird das Test arello'sche Manuskript kaum haben,
wenn es (siehe Dombauvereinsblatt II. Ser., S. 1) sagt,
daß seit Friedrich III. und König Mathias von Ungarn
die Kirche unverändert geblieben sei, bis 1639 Bischof
Graf Brenner zunächst bei dem vom alten Lettner
herstammenden St. Marcusaltar begann, den er
sammt dem Taufstein wegnehmen und anderswohin
stellen ließ. (Vgl. die Note.) Jetzt begann eine neue
Periode der Thätigkeit im Dome: dessen Umgestaltung
im Sinne des aus Italien heraufgewanderten Styles.
Schon 1640 begann die Herstellung eines neuen Hoch
altars, zu welchem ein sehr kostbares Tabernakel (denn
das Concil von Trient hatte sich gegen die alten
Sacramentshäuschen erklärt) in Palermo bestellt wurde.
Dasselbe wurde gleichzeitig mit dem Altarausbau fer
tig, 1647. Ich habe hier nichts Neues mehr zu
erzählen. Denn was ich auch bringen mag, ist allbe
kannt : daß das Altarwerk von Bildhauer Jacob Pock
(Bock), das Altarblatt von dessen Bruder Tobias
Pock verfertigt worden sei, daß der Zinngießer Johann
Georg Diebald die Zinnplatten gegossen habe, auf
welchen Tobias malte u. s. w. u. s. w. Auch kennt
schon Tschischka, Kunst und Alterthum, die Heimat der
beiden Künstler (Constanz), so wie die Bilder des
Tobias in der Schottenkirche (vgl. Hau sw irth, Abriß
einer Geschichte der Benedictinerabtei Schotten S. 100), in
der St. Michaels-, St. Augustins-, der Dominikaner-,
Deutschordens-, Johanniterordenskirche in Wien; die
Kreuzigung Christi von demselben in der Kirche zu
Göttweig 1675 ; Mariä Himmelfahrt in der ehemaligen
Chorherrenkirche zu St. Pölten; dieselbe Darstellung
in Admont. — E n g e r t h, im beschreibenden Ver
zeichniß der Gemälde in den Sammlungen des Aller
höchsten Kaiserhauses, Bd. III, S. 182, sagt, daß das
Göttwcigcr Bild 1675 das jüngste datirte Bild des
Künstlers gewesen sei. 1683 waren die Erben des
Tobias Pock (Bock) angeschrieben auf dem Hause 983
der älteren Numerirung — 957 der jüngeren: Ecke
der Himmelpfortgasse, jetzt Nr. 23. — Wie diese
Brüder Pock (Bock) mit jener Basler Künstlersamilie des
selben Namens zusammenhüngen, welche Dr. Berthold
H ändck e, die Schweizerische Malerei im XVI. Jahr
hundert, Aarau 1893 (bei Sanerländer), mehrfach
2 ) Ich muß meine in diesem Blatte (Ser. 1, S. 46)
vorgetragene Ansicht, daß schon ca. 1488 die Entfernung
des Lettners geschehen sei, modificiren, denn ich habe damals
das Heg. Cam. 482 vom Jahre 1507 übersehen, laut welchem
der Caplan Wolsgaug Platzer sein Stipendium (Marienaltar ans
dem Lettner) an Johann Witter abgab. Dazu ist zu vergleichen
Rvx. 537, nach welchem derselbe Platzer sein Benesicium (a u f
demLettner, ooll. Rex. 482 vom Jahre 1477) im Jahre
1403 ansbessert. Erst 1532 erscheint dieses h a l b e Be
il c f i c i u m auf dem Allerseclenaltar, welcher sicher (nach
dem Gedenkbuche der GottSleichnamsbrnderschast) mirten
in der Kirche stand, 1500. Also nach den Angaben
der Geschichtsschreiber von St. Stephan muß er mit dem
St. Marensaltar identisch sein.
erwähnt, könnten nur archivalische Studien in Constanz
und Basel erhellen. Meister Hans der Aeltere, circa
1550 zu Zabcrn im Elsaß geboren, wurde 1572 als
Meister in der Zunft „zum Himmel" ausgenommen.
1575 ist er Basler Bürger.
lieber das Gnadenbild Maria von Pötsch ist Donin
nachzulcsen, der übrigens mit Tilm ez u. s. w. dieselben
Quellen benutzt.
Die Inschriften ober den von Bischof Brenner errich
teten Thüreingängen zur Sacristei und zur Schatzkammer,
die sich gegenseitig ergänzen (1647 den Hochaltar betref
fend), siehe lateinisch und deutsch bei Tilmez,
Ogesser, Perger, deutsch bei Donin.
-ven neuen Betchor der Domherren beschreibt in
genügender Weise Ogesser S. 115, Perger
S. 55. Die eine der Inschriften, welche hinter den
Chorstühlen an der Wand sich befinden, und welche P e r-
ger unter Nummer XX VIII abdruckt, setze ich nur des
halb hieher, um den Versbau derselben (Hexameter) zum
Ausdruck zu bringen:
-Inno miliono trioont XO guogno ooptem ^)
8abto 8ub tsrnn kUcksrions rmseitur borg.
^Iberkist iiatcm Ilueis Xuskralisgus ckoannas
krinoixis ao lsrna 8s.bti äisosssib in borg.
Vivis ex wswbris Ickrm gnartügus Oeoewbrm
^.nno willöno 6 ker OX gns ssormcko.
Es sind die Worte Labt» und 8gbki nicht aufzn-
lösen in 8abbato und 8abbati, sondern zu lesen, wie
sie geschrieben sind; ebenso lies ohne Auflösung: -4nno
Nlillonootor 86Xg.K6N0gN8 868Nllcko.
Die Verse, die dem Philologen einen wahren
Schauder erregen können, verdienen wegen der eigen-
thümlichen Lescweise hier angeführt zu werden.
Sie beziehen sich ans einen Bruder des Herzogs
Rudolph IV., mit Namen Friedrich, geb. 1347, gest.
am 10. December 1362 (das war ein Samstag, wie
die Inschrift sagt). Darnach ist die Uebersetzung in
unserer Zeitschrift Ser. II, S. 6 zu ändern.
Ans der Evangelienseite dieses Betchors befand sich
ober den Stallen das erzbischöfliche Oratorium, welches
OgesserS. 117, „das neue" nennt, das aber in den
Restaurationen des XIX. Jahrhunderts verschwun
den ist.
Der Raun, des Hochaltars ist durch ein Marmor
gitter abgeschlossen, welche nach derselben Quelle <st
1650 errichtet worden ist. An diesem Gitter steht
dem nördlichen ersten Pfeiler angebant der St. Nepo-
mnkaltar, ehemals Krcnzaltar genannt, so z. B. bei
Testarello S. 14, Ogesser S. 119, gegründet von
Herrn Hans Wolfgang Strigl; 1723 aber haben Jakob
st Lies wie es steht: äunv/wilts/ao 1rtoei»t./gna.cki'!rFe/ao
gaogns/septei».
st Perger hat den Druckfehler: Ulbert.»!,,
st Siehe Testarello tu unserem Blatte Ser. 11, S. R
Aus 1782 liegt im Cousistorialarchiv ein Plan vor, das
Presbyterium durch Versetzung der Steiubalnstrade zu er
weitern, doch geht das Consistvrium darauf nicht ein. Vow
2. Juli 1806 datirt eine Allerhöchste Entschließung des
Kaisers (entsprechend einer Vorlage des Erzbischofs) die Abäu
derung und Vergrößerung des Presbyteriums betreffend ; die
Kosten von 2187 fl. 20 kr. sollen aus dem Ueberschusse der
Kirchenciulnufte gedeckt werden. Stadtbanmeister Joseph
Raymnud; bürgerlicher Steiubauiueister Franz Jager (Eon-
sistorialarchiv).