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Mayer und seine Ehegattin den neuen Nepomnkaltar
errichtet.
Der gegenüberstehende Altar inner dem Steingitter
ist dem hl. Carolus Borromaeus geweiht und stammt
ungefähr aus dem Jahre 1728, das Altarblatt ist
siguirt Rottmayr von Roscnbrunu. Hier stand nach
Testarello der Apostelaltar (S. 19), wonach also
dasjenige zu corrigiren ist, was ich über die Stellung
des Ferdinaudei'schen Apostelaltars geschrieben habe
(S. 86, Sp. 2, Z. 22).
II. Der G o t t s l e i ch n a ms a l t a r.
Diese obgcuannten zwei Altäre sind neueren Datums,
in der Zeit Rudolphs des IV. standen sie noch nicht
da, blos der Gottsleichnamsaltar schloß den Betchor
der Priester ab, da er wahrscheinlich zwischen den
letzten (östlichen) Enden der Stallen sich befand.
Die Begründung dieses Altars, wenigstens des
Titels, reicht bis in's Jahr 1384, da der Mittelchor
noch nicht eingeweiht war, zurück (geweiht 1340).
Denn schon 1334 stiftet Pfarrer Heinrich, obrister
Schreiber des Herzogs von Oesterreich und Steyermark,
Domherr von Passau und Freising, einen Gottsleich
namsaltar zu St. Stephan und sichert in derselben
Urkunde den Fortbestand der Frohnleichnamsprozession
am Dome, wie er sie bisher gehalten hatte. Er be
stellt hiezu einen eigenen Cnplan und schenkt unter
Anderem ein höchst werthvolles Marienbild mit Gold
und Edelstein geschmückt, das unter vierfachem Verschluß
sich befinden, und nur für die Procession hervorgeholt
werden soll. Er starb 1336. — Seine Schenkungs
urkunde siehe bei Ogesser, Nrkb. S. 38 ff., im Auszuge
bei Perger S. 81; 1338 wurde ein „ewiges Licht"
zu diesem Altar gestiftet (Og., Urkb. S. 46). Eine
große Stiftung ist die des Jans des Stüren,
des Caplans dieses Altars, vom Jahre 1339. Er
stiftet sich eine Seelenmesse, jährlich am dritten Tage
nach Perchtag (Epiphania), also am 9. Jänner zu
halten. Dabei sind mit Gaben bedacht der Pfarrer,
8 Chorherren, 4 Vicarii und dazu 24 Priester, die
bei der Vigilie sind. Es mußten also im Priester
betchore zum mindesten 38 Stallen sein, wenn diese
Priester gemeinsam die Vigilien beteten. Herzog
Rudolph IV. hat die neue Stellung des Gottsleich-
namsaltars ganz in der Nähe des Grufteingangs im
Sinne, wenn er ihn „den Gottsleichnamsaltar auf
dem G r a b °) oder „Herzogeugrabsaltar" nennt. Da
mit mag cs' zusammenhängen, daß als Lehensherr der
Friedrich Pncharzt'schen Stiftung im Jahre 1441
(Ii.6A. Oam. 344) der Landesherr „der römische König
Friedrich" erscheint. Der Hofcaplan Jacob der Nürn
berger ist „Verweser" dieser Messe. Das Haus Nr. 545
alter Nnmeriruug gehörte zu dieser Stiftung
(C a m esina in Mitth. des Wiener Alt. Ver. 1865,
Band VIII, S. XOl). Dieselbe Stiftung wird 1512
(R.6A. (Nru. 566) erwähnt, aber als zum hl. Krcuz-
altar gehörig: ein Zeichen, daß schon 1512 der
Heiligenkreuzaltar vorhanden war, freilich nicht an der
heutigen Stelle. Da die regelrechte Aufstellung des
Kreuzaltars direct in der Mitte der Ki r ch e
«) Ogesser, Urkdnbch. S. 80, 82.
ist, so muß dieser Heiligenkreuz- mit dem Allcrseelen-
altar, den wir bei Erwähnung der Gottsleichnams-
bruderschaft alch mitten in der Kirche stehend angeführt
haben, identisch sein; cs muß aber auch weiter der
Titel St. Marcus vom Lettner auf diesen vielnamigen
Altar übertragen worden sein; da cs allgemein heißt,
der St. Marcus- oder Frohnleichnamsaltar sei vor
dem Gitter errichtet worden (das die Stelle des
alten Lettners bezeichnet). Beide Namen, Allerseelen-
undHeiligenkreuzaltar, kommen imLaufe des XVI. Jahr
hunderts nebeneinander vor: ersterer z. B. in der
schon obgenannten Messe der Dorothea Polhaym
(tisA. Oaw. 613) 1532, in der Messestiftung des Hans
Aman des Färbers (LsZ. Osan. 616) 1534; letzterer in
der großen Stiftung von 1528 (UsZ. Oam. 606) des
Christoph Kulber von Graz, der Siben freien Khunst
und Heyligen Schrift Doctor, Custos und Domherr, der sich
auch bei diesem Altar begraben ließ; in der Messen
stiftung der Helena, welche zweimal verheiratet war,
erstens an Andre Freinperger Hutterer und dann mit
Leopold Kautzenberger. Ihre Stiftung hat nach Frein
perger den Namen (kkA. Oaia. 619) 1530. Noch 1540
erscheint dieser Titel in der Stiftung des Christian
Widmer (Hex. Oam. 620).
Die rillchkBeschrkilnmg dkrMktwpolitan-
kirche zu St. Stephan.
(Fortsetzung.)
LXIV.
Damit es nun diesem so hochschätzbaren Werke nicht
an nothwendiger Ob- und Vorsicht fehle, werden zu
dessen bester Verpflegung allezeit zwei Wächter ge
halten, welche zunächst unterhalb der Uhr ihre
Wohnung haben, bestehend aus zwei Stuben,
Küche und Vorhaus, in dem man mit Kegeln zu
spielen Pflegt.
„Ihr Amt und Verrichtung" besteht darin, daß
immer Einer von ihnen „so bey Tag, absonderlich bey
der Nacht" von der Zeit an, da die Bier-Glocke (deren
Beschreibung nachfolgt) aushört, bis gegen den Tag
hin, da das Prim-Glöckel anfängt, an allen vier Ecken
des Thurmcs zur Bezeugung seiner Wachsamkeit, bei
sonstiger Strafe, mit lauter Stimme die Viertelstunden
ausrnfen muß. Auch müssen sie fleißig Acht haben, ob
an dem Thurme nicht Etwas eine Ausbesserung von
nöthen habe. Nicht weniger obliegt ihnen, allzeit emsig
hernmznsehen, ob nicht etwa in oder außer der Stadt
sich eine Fcuersbrnnst erhebe, welche sie alsdann
mittelst des am Fuße des Thurmcs gegen den Freyt-
oder Kirchhof zu an einem Draht hängenden Glöckchens
dem allda wohnenden T h n r m e r auzuzeigen haben,
der wiederum den Herrn Bürgermeister und Herrn
Ober- und Unterkämmerer verständigen muß, damit den
cinporsteigendcn Flammen ans alle mögliche Weise
möge Widerstand gethan werden.
OXV.
Nächst der eben genannten kleinen Glocke befindet
sich ein anderer Draht, durch welchen jenes Glöckchen
gezogen wird, mit welchem der Thürmer, wenn er