Full text: Wiener Dombauvereins-Blatt Nr. 38 (2. Serie) 1896 (16.1896,38 (2. Serie))

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den Ber. des Wr. Alt. Ver. 1870 S. 277 ff. hat 
er in Regestenform urkundliches Materiale für eine künftige 
Geschichte dieser Freithofkapelle, die übrigens nicht gar so 
klein gewesen sein kann, zusammengetragen. Sie baute sich 
gleichsam in 3 Geschahen auf: sie hatte eine Gruft, 
den Kirchenraum und eine Empore. Im Jahre 1307 
(Magd. Regest 2) heißt sie Capella S. Virgilii in 
Cimiterio S. Stephani und hat zu Patronen die hh. 
Rudbert, Virgilius und Udalricus und die h. Maria. 
— 1340 stiftet Andreas der Chrannest, Caplan in 
seincsVaters Chappellen die da leit in S. Stefans 
Vreythof unter dem Charner eine tägliche 
heil. Messe auf S. Virgilii Altar in dieser „Chappellen" 
(Magd. Reg. 4). 1354 erscheint eine Messe in der 
Capelle gestiftet von Cunrat dem Löffler und seiner 
Hausfrau Margaretha (Magd. Reg. 5). 1366 erfahren 
wir den Namen zweier Pfleger der „Schreiber-Pruder- 
schaft" auf dem New-Charner, die von da an immer 
bei den Stiftungen als Verweserin mitwirkt. — Ob 
die Anna Jansens Hausfrauen des Greislers, welche 
von dem Zechmeister und der Bruderschaft 2 <7 Burgrecht 
erkauft (1383. Magd. Reg. 14), identisch mit der 
Stisterin der gleich zu nennenden Messe, ist schwer 
zu sagen. 1399 wird die Messe der Frau Anna selig 
JannsenWitib desReichgers auf dem 
neuen Charner hincz S. Stephan ze Wien erwähnt: 
wahrscheinlich hat noch sie einen Haussatz in der 
Wiltwercherstraße zu dieser Messe gekauft. — Geld 
anlagen, Wohl zur Stärkung der Stiftung, erwähnt Magd. 
Reg. 44(1417); 54 (1424); 56 (1424 wird der Wein 
garten zu Währing „genannt die Leuttn" angekauft). — 
Die Kapläne dieser Messe siehe a. a. O. S. 221, Note 2. 
Das Haus aber in der Himmelpfvrtgasse (Trabenthner- 
straße unseres Textes) stammt) aus der Stiftung des 
H ans Veldsberger. Wir erfahren aus Magd. 
Reg. 93, daß er 1472 schon todt war. Michel Kuttner 
erscheint als Kaplan der von V. gestifteten Messe und 
bekennt, allerdings nicht sehr deutlich, daß er grund 
bücherlich ein Haus in der Traubottcnstraße innehabe. 
Die Sache wird erst klar durch das Magd. Reg. 102 
vom I. 1482. In diesem Acte, der als der eigent 
liche Stiftbrief zu betrachten ist, berichtet Elspeth, die 
Witwe des Hanns Veltspergcr, nunmehr verehelichte 
Conrad Ottwein, daß ihr erster Mann die Errichtung 
der Stiftung befohlen habe; sie habe um die auf 
einem Hause, das ihrem Manne gehört hatte, liegende 
Summe von 120 K Pf. eine Brandstatt mit Gärtchen 
(das obgenannte Haus) gekauft und zu einem Messhaus 
aus gebaut; alles Uebrige, was testamentarisch der 
Stiftung gehörte, habe sie hergegeben. Sie bestimme 
Zechmeister und Brüder der Zeche zu Lehensherren 
der Stiftung. Es ist eine neue Nachricht, daß das 
Haus Nr. 954 in der Himmelpfortgasse 1556 zum 
rothen Engel geheißen habe. 1683 hieß es 
das Hanns Rockhler und Vcltspergerstift und 
wurde innegehabt von dem für die Geschichtschreibung 
von St. Stephan grundlegenden „Johann Testareli de 
la Massa, Thumbher bey S. Steffan". (So nach 
Camesina B. W. A. Ver. 1865. S. 6IX. Nr. 954.) 
Atzenprucker's Stiftung stammt aus dem 
I. 1427. Reg. Cam. 275. — Vgl. Reg. Cam. 373 
(1447), 383 (1448). 
Anna Otten desMeczners Hausfrau 
schafft im Testamente laut Reg. 261 im I. 1426 
dreihundert Pf. der alten schwarzen 
Müntze zu vier Wochenmessen. — Wahrscheinlich 
war die schlechte Münze der Grund, daß keine Liegen 
schaften legirt wurden. — Erst Jörg der Staker 
1429, Reg. Cam. 293 hat die Messe mit Paramenten 
ausgestattet: ein Kelch Werth 12 K' Ps., Ornat zu 
12 Gulden, ein Brevier, das an Ketten liegen soll, 
wenn ein Kaplan sein eigenes „Mettenbuch" haben 
sollte; ein neues Messbuch zu 20 Gulden. — Aber, 
merkwürdig, erst 1452 bestätigte der Kaplan Wenczlab 
von Otto dem Meczner 300 ss Wiener Pf. zur 
Stiftung der Messe erhalten zu haben: die damals 
erst gestorbene Anna war eine Muhme des Wenczlab. 
— Und wieder erst 1493 erfahren wir, daß die 
Stiftung auf dem Allerseelen-Altar zu persolviren war. 
(Reg. Cam. 536). 
Zuletzt bleibt der Namen über, um welchen das 
Ferdinaudi'sche Decret mehr hat, als die ausführliche 
Darlegung im Beneficienbuche. Aber es dürfte ein 
Fehler unterlaufen sein. Fragen wir uns bei der 
Hauptquelle für diese Forschungen, den Camesina'sehen 
Regesten an, so suchen wir einen Hermann auf 
der Sä ul daselbst vergebens: ein Hans auf der 
Säul, verschwägert mit dem angesehenen Hans dem 
Würffel, hat 1391 nach Reg. Cam. 49 einen 
Jahrestag und ein ewiges Licht ob seinem Begräbniß 
gestiftet. Dazu bedurfte es allerdings keines so großen 
Capitals. — Ja wenn der Stiftung nicht nachgeholfen 
wurde, dann war sie bei einem Curssturze in Gefahr, 
völlig zu verarmen oder zu verschwinden. Das Letztere 
dürfte insoferne geschehen sein, als eine „Hans auf 
d. S."-Stiftung weder in der Matricula noch im 
Benef.-Buche von 1488 erscheint, wohl aber eine „Erhard" 
oder Herbart" Saulsche, mit wöchentlich einer Messe. 
Herbart aber war Mitsiegeler auf einer Stiftuugs- 
urkunde für die Syrfeiersche Messe (Reg. Cam. 41). 
— Eine XuniZunäis super statuam ist begraben bei 
den Minoriten (f 1357) Mitth. d. A V. 1872, S. 79 
(vgl. ib. S. 110); sie ist die Gemahlin eines Herbardus, 
dessen Annivers. IX. Kal. Aprilis daselbst gefeiert 
wurde, wo auch seine Tochter (A. V. a. a. O. S. 88) 
und eine Gisla, Gemahlin des Leopold auf der Säul, 
begraben liegen. Es haben sich also, wie es scheint, 
die „von der Säul" im XIV. Jahrhundert als bes. 
Wohlthäter der Minoriten erwiesen, weniger den 
S. Stephansdom bedacht. 
1773 wurde das Grundbuch über einige Holden in 
Simmering verkauft. Es war ein Capital von 9877 fl. 
9 kr. vorhanden, darunter der Satz von 128 fl. auf 
dem „Benefiziatshaus" in der „Trabanterstraße". 
So war der nicht unerhebliche Besitz der „behausten" 
Stiftungen zusammengeschmolzen, auch diente er nicht 
mehr direct dem Zwecke, zu dem sie geschenkt waren: 
indirect allerdings, da man mit Recht hofft, daß aus 
dem Alumnate ein gottbegeisterter, das Vaterland und 
Volk liebender Clerus hervorgeht. Und gerade die 
größten Stiftungen werden zur Erhaltung des Alum 
nates verwendet.
	        
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