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den Ber. des Wr. Alt. Ver. 1870 S. 277 ff. hat
er in Regestenform urkundliches Materiale für eine künftige
Geschichte dieser Freithofkapelle, die übrigens nicht gar so
klein gewesen sein kann, zusammengetragen. Sie baute sich
gleichsam in 3 Geschahen auf: sie hatte eine Gruft,
den Kirchenraum und eine Empore. Im Jahre 1307
(Magd. Regest 2) heißt sie Capella S. Virgilii in
Cimiterio S. Stephani und hat zu Patronen die hh.
Rudbert, Virgilius und Udalricus und die h. Maria.
— 1340 stiftet Andreas der Chrannest, Caplan in
seincsVaters Chappellen die da leit in S. Stefans
Vreythof unter dem Charner eine tägliche
heil. Messe auf S. Virgilii Altar in dieser „Chappellen"
(Magd. Reg. 4). 1354 erscheint eine Messe in der
Capelle gestiftet von Cunrat dem Löffler und seiner
Hausfrau Margaretha (Magd. Reg. 5). 1366 erfahren
wir den Namen zweier Pfleger der „Schreiber-Pruder-
schaft" auf dem New-Charner, die von da an immer
bei den Stiftungen als Verweserin mitwirkt. — Ob
die Anna Jansens Hausfrauen des Greislers, welche
von dem Zechmeister und der Bruderschaft 2 <7 Burgrecht
erkauft (1383. Magd. Reg. 14), identisch mit der
Stisterin der gleich zu nennenden Messe, ist schwer
zu sagen. 1399 wird die Messe der Frau Anna selig
JannsenWitib desReichgers auf dem
neuen Charner hincz S. Stephan ze Wien erwähnt:
wahrscheinlich hat noch sie einen Haussatz in der
Wiltwercherstraße zu dieser Messe gekauft. — Geld
anlagen, Wohl zur Stärkung der Stiftung, erwähnt Magd.
Reg. 44(1417); 54 (1424); 56 (1424 wird der Wein
garten zu Währing „genannt die Leuttn" angekauft). —
Die Kapläne dieser Messe siehe a. a. O. S. 221, Note 2.
Das Haus aber in der Himmelpfvrtgasse (Trabenthner-
straße unseres Textes) stammt) aus der Stiftung des
H ans Veldsberger. Wir erfahren aus Magd.
Reg. 93, daß er 1472 schon todt war. Michel Kuttner
erscheint als Kaplan der von V. gestifteten Messe und
bekennt, allerdings nicht sehr deutlich, daß er grund
bücherlich ein Haus in der Traubottcnstraße innehabe.
Die Sache wird erst klar durch das Magd. Reg. 102
vom I. 1482. In diesem Acte, der als der eigent
liche Stiftbrief zu betrachten ist, berichtet Elspeth, die
Witwe des Hanns Veltspergcr, nunmehr verehelichte
Conrad Ottwein, daß ihr erster Mann die Errichtung
der Stiftung befohlen habe; sie habe um die auf
einem Hause, das ihrem Manne gehört hatte, liegende
Summe von 120 K Pf. eine Brandstatt mit Gärtchen
(das obgenannte Haus) gekauft und zu einem Messhaus
aus gebaut; alles Uebrige, was testamentarisch der
Stiftung gehörte, habe sie hergegeben. Sie bestimme
Zechmeister und Brüder der Zeche zu Lehensherren
der Stiftung. Es ist eine neue Nachricht, daß das
Haus Nr. 954 in der Himmelpfortgasse 1556 zum
rothen Engel geheißen habe. 1683 hieß es
das Hanns Rockhler und Vcltspergerstift und
wurde innegehabt von dem für die Geschichtschreibung
von St. Stephan grundlegenden „Johann Testareli de
la Massa, Thumbher bey S. Steffan". (So nach
Camesina B. W. A. Ver. 1865. S. 6IX. Nr. 954.)
Atzenprucker's Stiftung stammt aus dem
I. 1427. Reg. Cam. 275. — Vgl. Reg. Cam. 373
(1447), 383 (1448).
Anna Otten desMeczners Hausfrau
schafft im Testamente laut Reg. 261 im I. 1426
dreihundert Pf. der alten schwarzen
Müntze zu vier Wochenmessen. — Wahrscheinlich
war die schlechte Münze der Grund, daß keine Liegen
schaften legirt wurden. — Erst Jörg der Staker
1429, Reg. Cam. 293 hat die Messe mit Paramenten
ausgestattet: ein Kelch Werth 12 K' Ps., Ornat zu
12 Gulden, ein Brevier, das an Ketten liegen soll,
wenn ein Kaplan sein eigenes „Mettenbuch" haben
sollte; ein neues Messbuch zu 20 Gulden. — Aber,
merkwürdig, erst 1452 bestätigte der Kaplan Wenczlab
von Otto dem Meczner 300 ss Wiener Pf. zur
Stiftung der Messe erhalten zu haben: die damals
erst gestorbene Anna war eine Muhme des Wenczlab.
— Und wieder erst 1493 erfahren wir, daß die
Stiftung auf dem Allerseelen-Altar zu persolviren war.
(Reg. Cam. 536).
Zuletzt bleibt der Namen über, um welchen das
Ferdinaudi'sche Decret mehr hat, als die ausführliche
Darlegung im Beneficienbuche. Aber es dürfte ein
Fehler unterlaufen sein. Fragen wir uns bei der
Hauptquelle für diese Forschungen, den Camesina'sehen
Regesten an, so suchen wir einen Hermann auf
der Sä ul daselbst vergebens: ein Hans auf der
Säul, verschwägert mit dem angesehenen Hans dem
Würffel, hat 1391 nach Reg. Cam. 49 einen
Jahrestag und ein ewiges Licht ob seinem Begräbniß
gestiftet. Dazu bedurfte es allerdings keines so großen
Capitals. — Ja wenn der Stiftung nicht nachgeholfen
wurde, dann war sie bei einem Curssturze in Gefahr,
völlig zu verarmen oder zu verschwinden. Das Letztere
dürfte insoferne geschehen sein, als eine „Hans auf
d. S."-Stiftung weder in der Matricula noch im
Benef.-Buche von 1488 erscheint, wohl aber eine „Erhard"
oder Herbart" Saulsche, mit wöchentlich einer Messe.
Herbart aber war Mitsiegeler auf einer Stiftuugs-
urkunde für die Syrfeiersche Messe (Reg. Cam. 41).
— Eine XuniZunäis super statuam ist begraben bei
den Minoriten (f 1357) Mitth. d. A V. 1872, S. 79
(vgl. ib. S. 110); sie ist die Gemahlin eines Herbardus,
dessen Annivers. IX. Kal. Aprilis daselbst gefeiert
wurde, wo auch seine Tochter (A. V. a. a. O. S. 88)
und eine Gisla, Gemahlin des Leopold auf der Säul,
begraben liegen. Es haben sich also, wie es scheint,
die „von der Säul" im XIV. Jahrhundert als bes.
Wohlthäter der Minoriten erwiesen, weniger den
S. Stephansdom bedacht.
1773 wurde das Grundbuch über einige Holden in
Simmering verkauft. Es war ein Capital von 9877 fl.
9 kr. vorhanden, darunter der Satz von 128 fl. auf
dem „Benefiziatshaus" in der „Trabanterstraße".
So war der nicht unerhebliche Besitz der „behausten"
Stiftungen zusammengeschmolzen, auch diente er nicht
mehr direct dem Zwecke, zu dem sie geschenkt waren:
indirect allerdings, da man mit Recht hofft, daß aus
dem Alumnate ein gottbegeisterter, das Vaterland und
Volk liebender Clerus hervorgeht. Und gerade die
größten Stiftungen werden zur Erhaltung des Alum
nates verwendet.