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1772. Auf dem Mantel die Bildnisse
St. Joh. Nep., St. Josef mit der Lilie, St. Anton
von Padua, St. Anna Selbdritt.
Das Jahr 1772, in welchem das Jubiläum
(75jährig) der Uebertragung des Bildes St. Maria
von Pötsch festlich begangen wurde, brachte den Umguß
einiger Glocken, wie es urkundlich bezeugt ist durch
die Inschrift der Migazzi'scheu Glocke. Der Umguß
geschah auf Veranlassung der Kirchenadministratoren
Raymund Ferdinand v. Zahlheim und Jos. Ferd.
Schindler: „irr Irurra kormurn sonitu relicjuis
Oulnpuiris eorrcspoiiclLntem." — Der Glocken
gießer Franz Josef S ch e i ch e l, wohnhaft in der
Leopoldstadt, goß folgende fünf Glocken um: die
Bierglocke, die kleine Glocke im nördlichen Heidenthurme
(1772), die Fehringerglocke (1772 ebenda), die
Genanntenglocke (1772), die neue Glocke (Viertel-
Pummerin) im südlichen Heidenthurine (1772), das
Primglöckel 1779. Hormayr Gesch. 1, II. Jahrg.,
S. 86, weiß noch (1824), daß im Hochthurme fünf
Glocken sich befinden, und in den beiden Heidenthürmen
zusammen sechs, die Halbpummerin auf dem Adler-
lhurme macht das Dutzend voll. So hat auch noch
Perger 1854 den Befund verzeichnet (S. 6b).
Noch Perg er hat im Jahre 1854 die Glocken
so hängen gefunden, wie sie hier, nach der Reihen
folge Testarello's behandelt sind; aber Ende
der Fünsziger. Jahre hat eine Translocirung der
Glocken begonnen. Donin, Gesch., 1873, S. 88,
und nach ihm Z s ch o k k e, Wien, S. 92, schreiben,
daß in den beiden Heidenthürmen zusammen acht
Glocken seien. Und die Sache ist jetzt richtig so.
Dem Leser wird ein Ueberblick über den heutigen
Stand der Glocken des Domes erwünscht sein.
O r t
1. Hochthurm
2 .
3.
4.
Dachboden
Südlicher Heidenthurm
Glocke
Josefinische Glocke
(Pummerin)
Zügenglöckel
Uhrschelle
Speisglöckel
Primglöckel
Zwölferin oder
Fürstenglocke
Viertelpummerin
(ehem. neue
Glocke)
8. Nördlicher Heidenthurm
9.
10 .
11 .
Gcnanntenglocke,
jetzt Kantnerin
(Stürmerin?)
Bierglocke
(Bieringcrglocke)
Chorglöckel
(Churpötsch)
Feuerglocke
(Rathsglvcke)
12 .
13. „ „
14. Unausgebauter Thurm
Fehringerin
(Feuerin)
Kleine Glocke
Halbpummerin
Namen der Gießer
Hofstückgießer Josef Achammer 1711.
Barthol. Kassel 1707.
1449. Jakob Straiffing und Peter Albrecht.
1613. Georg Arnold.
XV. Jahrh-, umgegossen von Scheichel 1779.
1279. Conradus uk urbö Nonuco.
1509 umgegossen von Ladislaus Ratzki.
1772 ? umgegossen von Scheichel.
1867 ummontirt von Pozdöch.
1884 „ „ P. Hilzer in Wr.-Neustadt.
1619. Georg Mennig.
1682 umgegossen von Balthasar Herold.
1772 „ „ Franz Jos. Scheichel.
1884 „ „ Peter Hilzer.
(1404?) Hans Mosprunner?
1552. Urban Weiß, Büchsenmeister.
1772 umgegossen von Scheichel.
(1330 erwähnt).
1546. Michael Doppler.
1772. F. I. Scheichel umgegossen. Sehr alt.
(1424? Erhard Neunkirchner?)
1453. M. Thomas Kren, Büchsenmeister.
1867 ummontirt von Pozdöch.
1879 zersprungen, umgegossen von Georg Gößner.
1457 dem St. Stephan geweiht.
1782 umgegossen von Scheichel.
1772 gegossen von Scheichel.
1472. Felix Fabian. (1479. M. Christof v. Stockach.)
1559. Urban Weiß.
Notiz.
In einer Heiligengrab-Kapelle zwischen Klein-WeikerSdorf
und Mailberg befindet sich ein Holzichnitzwerk „Christi
Beweinung nach der Kreuzabnahme", welches nach einer
Nachricht in den „Berichten und Mittheilungen des Wiener
Alterthums-Bereines" 1899, S. 13, und einer sehr gelungenen
Phototypie als Kunstwerk hohe Beachtung verdient. Wir
erwähnen diese Thatsache deshalb, weil unverkennbare Ver
wandtschaft dieses Werkes mit Bildwerken im St. Stephans
dome extstirt.
Hcrausgegelien vom Wiener Domdiuvereine.
Rkdact-ur I Prof. Dr. Wilhelm A. Neumaiin.
Kanzlei des Vereines: Stadt, fürfterzbischvfliches Palais.
Druckerei der l. Wiener Zeitung.