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Ref. hat seinerzeit den Grund für diese verdeckende
Kulisse in dem tristen Zustand gesucht, in welchem
sich das Portale nach den Riesenbränden des XIII. Jahr
hunderts befand, welchen gutzumachen die damalige
Zeit nicht imstande war und die folgende Zeit nicht
intendierte, denn schon 1304 begann ein Neubau in
vollständig gotischer Bauweise. — Es war das auch
eine Hypothese, denn wie weit der Brand gereicht
habe, was alles im Portale zerstört wurde, wann
man und wie man die Reparaturen gemacht habe,
all das sagen die Chroniken nicht. Hätten wir
bestimmte Nachrichten, so brauchten wir keine oder
höchst unbedeutende Hypothesen. Man wandelte im
Lichte der Wahrheit! — Res. gibt also zu, daß das
große Feuer, welches von den nahen Häusern her
immer wieder erregt und durch herabsallendcs Dach
werk genährt wurde, eigentlich zunächst hätte die
Archivolten zerstören müssen. Er glaubt daher, daß
weniger die Fcuerflamme, als vielleicht das Holz
werk in seinem Hereinstürzen die Schäden an den
Kompartimenten gebracht habe, die zum Abschlagen
der sämtlichen, weil beschädigten Verzierungen an
denselben führten. Für die Beschädigung in der
Vorhalle und am Friese, welche teilweise neu zu
machen war, muß Res. die Einwirkung des Feuers
als Hypothese festhalten.
Ganz eigentümlich nimmt sich die Konzession aus,
welche die Broschüre (S. 11) macht und doch einen
ganz überraschenden Schluß ansügt ; es heißt, daß die
richtigen Elemente seiner (S ch midt s) Beobachtung
ihn und die Wahrheit sich so nahe brachten, daß
für ein Vermittlnngsprojekt keine Anhaltspunkte
übrig blieben. Res. möchte meinen, daß dieser Schluß
doch nicht ganz richtig, oder nicht human genug sei.
Ist es wahr, daß Schmidt der Wahrheit nahe
gekommen sei, so wäre doch eigentlich sein Projekt
zu korrigieren; es wären seine Schwächen anf-
zuzeigen, aber nicht notwendig, eine neue Hypothese
ihr entgcgenzustellen und das Projekt als „unhaltbar"
zu bezeichnen.
Aber es scheint, als ob der Vers, das Wort Wahr
heit nicht auf die Grundlage des Projektes, sondern
darauf beziehe, ob beim Auftreten des neuen früh
gotischen Stiles Wohl die trichterförmige Halle, nicht
aber die Vorhalle vollendet war und zugleich mit der
Einwölbung die Spitzbogenwand erhalten habe oder
nicht. Schmidt nimmt an, daß die ganze Vor
halle (natürlich ohne Kulissenwand) fertig war, als
die großen Brandkatastrophcn des XIII. Jahrhunderts
(die wir nicht weiter Präzisieren wollen) eintraten.
Schmidt dürfte, wenn man den Grundplan von
Braisne ansieht, Recht behalten. Noch sicherer,
wenn man anznnehmen sich gezwungen sieht, daß die
Zierelemente der Archivolten und sogar die Figürchen
an den Säulenkapitälen des Innern sich in den
reich verzierten Leibungen der beiden Rundfenster
der romanischen Fassade wiederholen; daß die Rund
bögen des Fassadenfrieses mit ihrem Zahnschnitte
gewiß in der Bekrönung des Portales sich wieder
holt haben. Das alles: untere Teile der roma
nischen Fassadenwand, Rundfenster, das Innere der
Halle, die Bekrönung ober der Vorhalle, alles ist ans
einem Gusse, von keinem kann man sagen, daß es
jünger sei. —- Aber mindestens die Vorhalle und das
Kordongesimse sind durch die oben erwähnten Stadt
brände stark geschädigt. Flickarbeit findet Ref. eben
an dem Friese, nachgeahmte Steine; Flickwerk im
Innern der Vorhalle. An der linken Seitcnwand
müssen einzelne Quadern als Restaurationsarbeit etwa
gar des XV. oder XVl. Jahrhundertes erkannt werden;
das Greifenpaar im Bildfries dieser Ecke ist eine
Nachahmung eines anderen in dem Portale, kommt
übrigens so häufig im Mittelalter vor, daß es an
diesem Orte nicht auffällt. Auffallend ist nur die
Durchbrechung der Bildsymbolik, die im Architrav
der trichterförmigen Halle sich abwickelt, auffallend
auch die nicht geschickte Einfügung dieses Steines in
die Reihe der Blöcke. Die Kulisscnwand ist ohne
Winkelsteinc, nicht durchaus mitRücksicht ans den Fugen
schnitt des Innern angeschoben, in ihrem Friese
offenbart sie nachlässige Arbeit, so daß wegen
der zu kurz geratenen Werkstücke zwei glatte Fries
stückchen links und rechts eingeschaltet werden mußten.
Auch in den Gurten des Gewölbes der Vorhalle
zeigt sich die Flickarbeit als Ausbesserung von
Schäden, aber auch schon in einem neueren Stile.
Wäre der Satz des Vcrf. richtig, so hätte ja der
„jüngere" Baumeister freie Hand beim Fortsetzen
des Gewölbes gehabt. 'Er hätte eben dort fortsetzen
können, wo sein Vorgänger geendet; er hätte eine
beliebige Höhe, und zwar in gotischem Spitzbogen
gewölbe anstreben und frei seine Gurten aufsetzen
können, nicht auf die Köpfe der Apostel, ch Aber das
Gewölbe bestand schon, die Wülste waren (wohl durch
Feuer) schadhaft geworden und er suchte für seine
Birnstabrippen einen eigenen Gewölbeansatz, kam
aber damit in die unangenehme Nähe der Büsten.
Wenn aber die Vorhalle vom ersten Erbauer-
vollendet war, hat er sein Werk gewiß nicht verhüllt,
War also die Halle offen, was zudem die Funde
Nachweisen: dann ist die Frage für den Rundbogen
am Eingänge prinzipiell entschieden, ohne die Details
der Ecklösnng fixieren zu können.
Ref. gesteht, daß cs ihm nicht möglich sei, auf die
Bemerkungen der Broschüre S. 14 über die „Ein
heitlichkeit der Mauer", welche die Kulisse bildet,
tiefer einzugehen. Einmal hat der Vers, sich seine
Position durch das Zugeben von stellenweisen Aus
besserungen gesichert. Der Res. müßte eben von diesen
ausgehcn. Über diese hinaus kann aber kaum irgend
jemand ohne Hypothese kommen; denn wenn wir
sagen, daß der jetzige Spitzbogen später eingesetzt
wurde, so ist dies eben ohne Mtragung sehr be
deutender Stücke der romanischen Mauer nicht möglich.
Auch vom Fries mußte vieles weggcnommen werden,
was, wie wir gesehen haben, mit alten Werk
stücken oder, wenn diese untauglich schienen, mit neuen
Nachahmungen ergänzt wurde. Eine solche Ergänzung
im Stile der alten könnte der ganze Frieseckblock
unter dem rechtsstehenden Löwen sein, der ein etwas
einfacheres Muster hat. So wcitgreifend mußte nun
Der Vers, findet dazu einen „naturgemäßen" Grund
(S. 16).