Full text: Wiener Dombauvereins-Blatt Nr. 17 (3. Serie) 1904 (23.1904,17 (3. Serie))

lener 
AmbllUMMMatt. 
XXIII. Jahrgang. 
Wien, 26. Juni 1904. 
Nr. 17 (3. Serie). 
Die Religuiknschatzkammer der Metro- 
palitankirche zum heil. Stephan in Wien. 
(Schluß.) 
In zwei neuen Glaskassetten befinden sich die 
Sepulkra von zwei alten konsekrierten Altären der 
Domkirche: der eine Behälter, ein birnsörmiges mit 
Wachs überzogenes Glasgefäß, enthält die Reliquien 
der heil. Margaretha, der zweite, eine zylindrische, 
gleichfalls mit Wachs überzogene Blechbüchse mit 
mehreren Reliquien, war einst im Altäre des heil. 
Valentin geborgen, der in der Schatzkammerkapelle 
stand und vom ehemaligen Bischof von Chiemsee, 
Ludwig Ebner, konsekriert worden ist. 
Ein neues Ostensorium von Bronze, feuervergoldet, 
oben mit der Figur des heil. Karl Borromäns ent 
hält zwischen zwei Gläsern die Reliquie äs visosridus 
s. Oaroli 6., ein Geschenk des Chormeisters Ignaz 
Steininger 1783. In einem neuen nach der Zeichnung 
des Dombaumeisters Hermann angefertigten 
geschnitzten und vergoldeten kleinen Bilderrahmen ist 
ein Stück des Armknochens des heil. Fabian 
P. M. und ein Stück der Hirnschale des heil. 
Sebastian M. eingeschlossen. 
Im zweiten Wandschrank sind untergebracht: 
in einem hölzernen vergoldeten Aufsatze eine Reliquie 
des heil. Markgrafen Leopold, welche einst der Wiener 
Stadtrat 1641 in einem silbernen Brnstbilde hatte 
fassen lassen, welches bei der Silbereinlieferung ein 
gezogen wurde. — Zwei ovale vergoldete Chinasilber 
gefäße enthalten an der Vorderseite 62, bezw. 63, an 
der Rückseite 23, bezw. 21 Stück kleinere Reliquien. 
Ein schwarzer, vorne mit zwei gedrehten Säulen 
gezierter Kasten birgt einen Teil des Leibes des heil. 
Jmbricius Pcregrinus. Interessant sind zwei alte 
arabische Lampen mit Inschriften, die wahrscheinlich 
aus Hebron stammen und mit heiliger Erde (von 
Hakeldama) und kleinen Reliquien gefüllt waren. 
Unten steht das VItars portatils, auf welchem Papst 
Pius Vi. am Ostersonntage 1783 das feierliche Hoch 
amt bei St. Stephan zelebriert hat. 
Ein neuer Reliquienschrein aus vergoldeter Bronze 
i>n dritten Wandschrank enthält die Gebeine des 
deil. Märtyrers Viktor und ein zweiter gleicher 
das Kranium der heil. Märtyrin F a u st i n a. In 
einem schwarzen Kasten mit gedrehten Säulen ruhen 
die Überreste des heil. Stephanus von Armenien. 
Unten zwei künstlich zusammcngestellte Reliquienbilder, 
deren eines das Wappen des Heiligen Landes mit 
40 Reliquien von den heil. Stätten Palästinas, das 
andere in Kreuzform, 36 Reliquien von Heiligen enthält. 
Im vierten Wandschrank erblickt man ein wert 
volles Emailbild, wahrscheinlich aus dem XIV. 
Jahrhundert stammend, welches in sechs Teilen 
Gemälde aus dem Alten Testamente darstellt. An 
den vier Ecken befinden sich die Symbole der 
vier Kardinaltugenden mit den entsprechenden In 
schriften, im Mittelstücke die zwei Weltgegenden 
Norden und Süden, rückwärts die Reliquien des heil. 
Apostel Paulus. Ein schwarzer Rahmen umschließt ein 
gesticktes Hautrelief bild, in den Jnveniarien 
Schild genannt, das mit den Bildern der heil. Maria 
mit dem Jesnkinde, des heil. Apostels Jakobus und 
der heil. Katharina und ihren Symbolen, sowie mit 
Perlen reich geziert ist und von der Kappe des 
Hochzeitkleides Rudolfs IV. herstammen soll. 
Die Mitte dieses Schrankes nimmt der neue 
gotische aus vergoldeter Bronze nach der Zeichnung 
des Architekten und k. k. Baurates Richard Jordan 
in der k. k. Knnstgicßerei des Arthur Krupp aus 
geführte Reliquienschrein mit den Reliquien der heil. 
Chrysanthus, Marcellinus und Cyriaka. Laut Authentik 
des Bischofs Grafen Brenner vom 6. September 
1644 hatte im Aufträge des Papstes Urban VIII. 
der Kardinal Altieri diesem Bischöfe die Körper der 
heil. Chrysanthus, Marcellinus und Cyriaka'ans der 
Katakombe des heil. Kallixtus zum Geschenke gemacht. 
Dieselben wurden am 5. Juni 1644 in feierlicher 
Prozession in Beisein des Kaisers Ferdinand lli., 
seiner Gemahlin und des Erzherzogs Leopold Wilhelm 
aus der Schwarzspanier-Kirche (Maria von Mont 
serrat) in die Domkirche übertragen mit der An 
ordnung, daß diese drei heiligen Leiber in der 
Reliquienschatzkammer daselbst ausbewahrt und zeit 
weise den Gläubigen zur Verehrung ausgesetzt werden 
sollen. Die Gebeine waren in drei Reliquienkästchen 
beigesetzt. 
Im Jahre 1761 wurden jedoch die Reliquien der 
heil. Chrysanthus und Marcellinus in zwei neue ver 
goldete Reliquienschreine übcrsetztunddie übriggebliebenen 
Gebeine des heil. Chrysanthus (18 Stück), des heil. 
Marcellinns (19 Stück) mit jenen der heil. Cyriaka 
vereinigt und im Jahre 1903 aus dem schadhaft 
gewordenen Kasten im neuen Reliquiar vereinigt und 
von den Elisabethinen zierlich gefaßt. 
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